Verein für Heimatkunde Schwelm e.V.

Am östlichen Rand Schwelms liegt Haus Martfeld, das sich aus einer mittelalterlichen Kleinstfestung über die Jahrhunderte zu einer bis heute repräsentativen Dreiflügelanlage entwickelt hat. Ausgrabungen datieren sogar eine Erdhügelburg (Motte) in unmittelbarer Nähe als militärischer Stützpunkt ins 12.Jh.
Von einer Niederungsburg bestehend aus Rundturm und angrenzendem ‚Festen Haus‘ mit Wohnküche und Schlafraum berichten Quellen aus dem 14. Jh. Das feucht-sumpfige Gelände begünstigt die Anlage einer Gräfte rund um Stein-sowie hölzerne Wirtschaftsbauten im Innenhof, erfordert aber auch eine statisch sichere Pfahlgründung.

Noch zu Beginn des 14.Jh‘s als Burgmannssitz zwischen Ruhr und Wupper dem Kölner Erzbistum unterstellt, ist von 1431 an das Wohl des Hauses mit dem Schicksal verschiedener Ritterfamilien verbunden. Steinerne Wappen als Fassadenschmuck zeugen bis heute von der wechselvollen Baugeschichte, deren Anteil jede Familie mittels ihrer Heraldik dokumentiert.
Zunächst ist es Heinrich Wandhoff, der „huys Martveld“ als Lehen des märkischen Grafen Adolf bewohnt und verwaltet. Es liegt als Grenzburg zwischen den Herzogtümern Mark und Berg strategisch günstig auf dem Weg nach Wuppertal, Köln und Dortmund. Die Entwicklung von Kanonen, Feuerwaffen, weiterem ‚modernen‘ Kampfgerät führt dazu, dass Martfeld vom späten 16. bis ins 19.Jh. nach wie vor als Adresse ritterbürtiger Familien gilt, jedoch seine Verteidigungs-und Schutzfunktion verliert.
Erst unter Adolf Raitz von Frentz verändert sich 1627 das Erscheinungsbild des Hauses: das Burgtor wird zum Turm aufgestockt, ein Nordflügel angebaut.
1745 übernimmt erstmals ein ‚Bürgerlicher‘ Martfeld als Hausherr: Der Barmer Kaufmann Johann Peter Hochstein investiert sein Vermögen u.a. in die Erweiterung zum symmetrisch angelegten, schlossartigen Hauptbau mit Seitenflügeln. Der Eingang im Mitteltrakt verrät als Kuriosum in Stil und Dekor eindeutig das Vorbild bergisch-barocker Patrizierarchitektur. Hochstein ist es auch, der Ökonomiegebäude, die den Hof nach Westen schließen, abreißen lässt, um den Blick auf streng getrimmte Sträucher und ornamental gefasste Beete zu öffnen, damit die feudale Anmutung des Ensembles komplettiert.
Friederike von Elverfeldt knüpft daran an, als sie das Haus 1839 erwirbt, um es als Stammsitz ihrer Familie einzurichten. Dem Engagement dieser finanziell unabhängigen Freifrau verdanken wir eine umfassende Renovierung der Innenräume, mehr noch die Gestaltung eines Landschaftsgartens englischen Prägung, der sich bis heute in seinen Grundzügen - sanft hügeligen Rasenflächen, idyllisch angelegten Baum-und Strauchgruppen sowie abwechslungsreichen Blick-und Wegführungen- jenseits der Gräfte im Nord-Osten erstreckt. Auch die neugotische Kapelle, mit deren Bau sie den damals europaweit wirkenden Architekten Vinzenz Statz beauftragt, ist ein Martfelder Kleinod.

Nahe dem Südflügel hat ein Kornkasten von 1583 - ursprünglich Teil eines Schwelmer Bauerhofs und ältester Holzspeicher im weiteren Umkreis - seinen Platz gefunden, ergänzt als bäuerliches Baudenkmal das Architekturensemble.
In adeliger Hand bleibt der Landsitz bis 1954. Friederikes Urenkel, Johannes von Hövel, verkauft ihn schließlich an die Stadt. Die sieht darin eine Chance, ihre heimat-und regionalgeschichtliche Sammlung angemessen auszustellen. Weitere kommunale Einrichtungen, das Archiv und die Historische Bibliothek mit jeweils eigenen Arbeitsplätzen für Besucher_innen, sind hier dauerhaft untergebracht.

In diesen Tagen erfährt Haus Martfeld eine erneute umfassende Instandsetzung. U.a. sorgt der Einbau eines Aufzug zukünftig dafür, dass die Dauer- bzw. Wechselausstellungen zur Kunst und Kultur der Region, Lesungen, Konzerte, Vorträge und Seminare im stuckverzierten Musik- oder Neobarocksaal behindertengerecht zu erreichen sind. Dies gilt auch für die zahlreichen Paare mit ihren Gästen, die die besondere Atmosphäre des Ortes für ihr standesamtliches Jawort wählen. In den Sommermonaten nutzt die Stadt die außergewöhnliche Immobilie, um stimmungsvolle Veranstaltungen im Innenhof oder Park anzubieten: Kreativmarkt, Kino, Konzerte.

Auf diese Weise ist/ bleibt Haus Martfeld ein Erlebnisort mit attraktiven Freizeit-und Kultur Angeboten für Schwelm und die Region.


Dr. Bärbel Jäger
Schwelm