Verein für Heimatkunde Schwelm e.V.

Die Martfelder Kapelle

Im Jahr 1839 erwarb Friederike Freifrau von Elverfeldt das Rittergut Martfeld. Sie veranlasste umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen am Haus und auf dem Gelände sowie die Anlage eines Parks. Hier sollte auch eine Kapelle stehen, und so beauftragte sie 1860 den bedeutenden Kirchenbaumeister Vincenz Statz aus Köln, Pläne für eine Andachtskapelle zu entwerfen. 1867 erhielt der im Rheinland und in Westfalen nicht minder bekannte Baumeister Gerhard August Fischer aus Barmen den weiteren Auftrag, daran einen Anbau zu errichten.

Die Kapelle ist aus Bruchsteinmauerwerk errichtet und besteht aus zwei hintereinander, leicht versetzten Baukörpern mit steilen Dächern. Beide sind mit zu der Zeit beliebten neugotischen Zierelementen versehen. Als Vermittler zwischen dem Außen und dem Innen kommt dem Portal eine besondere Bedeutung zu. Daher ist es aus hellem Sandstein und zudem kunstvoll mit Schmuckelementen ausgearbeitet. In seinem Giebelfeld stehen die Wappen der beiden Familien, denen Friederike von Elverfeldt angehörte: Das Wappen Elverfeldt links und das der Familie ihrer Eltern, von Schwachenberg, rechts. Verbunden werden die beiden Schilde durch ein steinernes Band mit der Jahreszahl 1860, dem Entstehungsjahr der Kapelle.

Friederike von Elverfeldt nutzte die Kapelle als Andachtsraum, in dem ein kleiner Altar und Bänke standen. Das Vierpaßfenster an der Stirnseite umrahmte ursprünglich einen gemalten Christuskopf, von dem heute leider nichts mehr erhalten ist.

Innen überrascht heute ein heller, hoher Raum, dem man trotz der weitgehend erhaltenen Formen des 19. Jahrhunderts seine Restaurierung anmerkt. Neue Formen wie an der Eingangstür, moderne Materialien wie im Fußboden oder an den Spitzbogenfenstern treffen auf alte Bauelemente wie das farbig gefasste Kreuzrippengewölbe mit fein ausgearbeiteten Schlusssteinen und Konsolen. Auf diesen ruht das lichtblau gefasste Gewölbe - es stellt die göttliche Himmelszone dar, in der Farbe, die das Licht der Ewigkeit symbolisiert.

An der Stirnwand hängt ein übergroßes, spätbarockes Gemälde. Es zeigt die Szene von Lots Flucht aus Sodom. Bei der Restaurierung des Gemäldes (1998) gab es eine kleine Sensation, als man am rechten Bildrand eine Signatur entdeckte: „Damelet 1743“.

Der Künstler Johann Heinrich Damelet war nachweislich 1749 in Münster als Hofmaler Fürstbischofs Clemens August von Köln tätig. Dieser war Kurfürst und Erzbischof von Köln, Fürstbischof von Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim. Er war ebenfalls der Auftraggeber zum Bau von Schloss Brühl. Damelet starb vor 1779. Das hier ausgestellte Bild wurde vermutlich für ein westfälisches Kloster angefertigt und kam im Zuge der Säkularisierung zur Katholischen Kirchengemeinde Schwelm und von dort zur Restaurierung und Aufhängung in der Kapelle durch den Verschönerungsverein Schwelm.

Eine originale Eichenholztür führt in den etwas kleineren Anbau, der als Grablege der Familie geplant war. Er ist von einer Spitztonne überwölbt, das auf einem Gesims ruht. Die erste Bestattung fand im September 1868 statt, nachdem Friederikes Schwiegertochter Wilhelmine Freifrau von Elverfeldt nach der Geburt ihres Sohnes starb. Ihr Kind überlebte nur wenige Monate und fand im Januar 1869 seine vorletzte Ruhe neben seiner Mutter. Im Jahr 1872 starb Friederike von Elverfeldt, und auch ihr Sarg wurde in dem Kapellenanbau aufgestellt. Vermutlich überführten die Nachfahren der Familie von Elverfeldt die drei Särge in den 1920er Jahren in die Familiengrablege der Barone von Elverfeldt unterhalb des Schlosses Canstein nahe Marsberg. Noch heute kann man auf dem dortigen Friedhof zahlreiche Grabsteine von Familienangehörigen sehen.

Anne Peter
Schwelm